Die OSZE/OSCE-Berichte zum Konflikt und zum Krieg
Das Quellen-Problem und das Einschätzungs-Problem
Gerade tobt hier unter meinen E-Mail-Kontakten eine große Auseinandersetzung zur Anzahl der Schäden und Opfer des Krieges. Da gibt es die Mehrheit, die über eine in beide Richtungen äußerst brutale Art der Kriegführung der russischen Armee berichten; andere sagen, dass die Kriegführung der USA/NATO für einen Staat viel verderblicher sein. Da wird dann angeführt, dass beim Angriff auf Serbien 1999 und den Irak extra die Lebensadern eines solchen Staates vernichtet würden, also die Infrastruktur, also z.B. Wasserwerke, Elektrizitätswerke usw. Und diese benötigt man ja als erstes nach einem Ende der Kämpfe.
Urteile dieser Art veröffentlicht oft der schweizer Autor Jacques Baud. Baud war u.a. schweizer Offizier und Leiter von UNO-Abteilungen. Viele, gerade Linke, die nicht nur der Mehrheit der Berichte mit ihrer Verurteilung nur Russlands glauben wollen, zitieren diesen Mann. Auf Wikipedia erfährt man dann, dass Baud auch bei anderen Konflikten, z.B. dem in Syrien oder Ruanda, die Zahl der Opfer immer sehr niedrig angibt und gegen die Anschuldigung argumentiert, Russland/Assad habe Chemiewaffen eingesetzt.
Ein „Ausweg“ aus dieser Auseinandersetzung: Die OSZE-BErichte (engl. OSCE)
Total ausführlich und -wie es scheint- unparteiisch: https://www.osce.org/ukraine-smm/reports
Die Hauptseite enthält viele Verweise zu Unterthemen, besonders interessant fand ich „Where we are“.Dort kann man sich zu vielen Krisenherden die Berichte der OSZE ansehen.
Bei den täglichen Berichten, hier zum Ukraine-Konflikt, gibt es (hier gezeigt am Beispiel des 11.2.’22)
- Zusammenfassung (summary)
- Vollständiger Bericht (full report) Hier finde ich besonders interessant:
- die Landkarte mit der Angabe des Orts der Einschläge und der Intensität der Verletzungen des Waffenstillstandes: Zum 11.2. scheint es hier so zu sein, dass die ukrainischen Regierungstruppen und Paramilitärs mehr in die Separatistengebiete gefeuert haben!!!
- die Statistik, in der die Anzahl der Verletzungen des Waffenstillstandes dieses Tages mit der Anzahl der davor liegenden Woche und des davor liegenden Monats und Jahres verglichen wird. Hier zum 11.2. wäre das Ergebnis, dass es eine signifikante Erhöhung der Verletzungen gegeben hat gegenüber allen drei Vergleichszeiträumen!!!! Ich bin da wohl durch Zufall auf einen der Auslöser-/Eskalations-Tage gekommen
- Tabelle mit den Angaben der Einschläge/Abschüsse von Verletzungen des Waffenstillstandes (Table of ceasefire violations). Extrem genau und ausführlich.
- Ich war zuerst von der Vielzahl von Abkürzungen verwirrt. Eine, die häufigste, habe ich dann zufällig herausbekommen: SMM = Special Monitoring Mission – also die Beobachtungsmission der OSZE.
Der Erkenntniswert einer solchen Quelle
Hier bietet sich also die Möglichkeit, für eine jetzt schon abgeschlossene/historische Periode zu erforschen, wer wann wo eskaliert hat. Von da aus kann man sich über die jetzige Periode und die offenen Fragen eine eigene Meinung gesicherter bilden.