(11. April 2022)
Erster Teil: Von Rohren aus Bronze zu Mikrochips
MIK???? Nein, nicht die böse russische MIG ist gemeint, sondern der Komplex, über den ich auf Seite 2 des Blogs den ehemaligen US-Präsidenten Eisenhower habe berichten lassen, den Militär-Industrie-Komplex.
Nochmal zur Erinnerung an das, was dieser Militär- und Politprofi Eisenhower da eigentlich gesagt hat:
Der MIK sei etwas Neues; er beschäftige sehr viele Menschen; er habe viel Geld und er bekomme viel Geld, Steuergeld; er nehme unheilvollen Einfluss auf politische Entscheidungen.
Und da Eisenhower das vor 61 Jahren gesagt hat, möchte ich es für heute etwas aktualisieren. Zuvor aber: Was hat das mit Friedens-Führung zu tun? Ich meine, dass der Zusammenhang ganz einfach ist: Eine Politik, die aktiv für Bedingungen arbeiten will, unter denen Frieden sich entwickeln kann, muss natürlich schärfstens einen „Komplex“ kontrollieren, dessen Hauptziel es ist, Beschäftigung und Profit bei Herstellung und Verkauf von Waffen zu fördern.
Wenn eine Regierung dies nicht tut, macht sie sich zum Gefangenen von Waffen-Händlern und ihren militärischen Gehilfen!!!
Nach diesem – wie ich meine, sehr nachvollziehbaren – Beweis für die Gefährlichkeit eines MIK durch die Autorität Eisenhowers komme ich zur Aktualisierung der Thesen von Eisenhower.
Der MIK ist eine qualitativ neue Entwicklung
Eisenhower sagt ja überspitzt, dass vor dem 2. Weltkrieg jeder Industrielle bei Bedarf von der Herstellung von Friedensartikeln zu Kriegsartikeln und zurück wechseln konnte – Waffenherstellung war eben noch hauptsächlich Produktion von Eisenteilen.

Dies hat er zwar etwas vereinfacht ausgedrückt, aber ein Blick in die Rüstungsgeschichte zeigt, dass da etwas Wahres dran ist.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren Militärs im Prinzip feindlich eingestellt gegenüber Neuerungen. Das beste Beispiel hierfür ist der Widerstand in vielen Armeen gegenüber der Entwicklung von Hinterlader-Kanonen aus Stahl; die Kanonen, die die Militärs kannten und bevorzugten, waren die Vorderlader Kanonen aus Bronze, wie sie damals schon seit gut 400 Jahren (mit geringen Verbesserungen) hergestellt wurden.
Es kostete die frühen Rüstungsindustriellen fürchterlich viel Reklame und Bestechungsgeld um die jeweiligen Prüfungskommissionen überhaupt zu wohlwollenden Tests zu bewegen.
Das bekannteste Beispiel hierfür ist der „Waffenkönig“ Krupp.
In Großbritannien kennen viele die Vorbehalte der Ersten Lords der Admiralität gegen Motorantrieb statt Segelantrieb!!!
Man merke also:
Die (adligen) Militärs bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren auch bei der Rüstung konservativ.
Es kostete längere Jahre mit Kriegs-Praxis-Tests für die neuen Waffen und die dann immer schnellere technische Entwicklung, bis die Militärs sich wohlwollender zeigten.

Hier hat sich schon eine Menge getan im Vergleich zu:dem Monster weiter oben, das ja im Prinzip aus drei Teilen besteht: Es gibt viel mehr Teile an dieser Kanone, sie ist schneller und bequemer zu laden, nämlich von hinen, sie muss nicht jedes Mal neu gerichtet werden – und natürlich feuert sie schneller, weiter, zerstörerischer. Zeitlicher Abstand zur Kanone oben: ca. 60 Jahre (entnommen aus: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/)
Mittlerweile sind die Militärs aber schon GETRIEBENE der Forschung und Entwicklung in der Rüstungsindustrie. Die Einrichtungen der Rüstungsindustrie informieren – grob gesagt – die Herren Generale über ihre eigenen Planungen und stellen die Planungen ihrer Konkurrenten in besonders grellen Farben dar: ‚Bald kann der Feind dies und das. Wir müssen ihm zuvorkommen. Bewilligen Sie uns Geld für dieses (oder jenes) neue Projekt.‘ – Dies bewirkt dann einen Modernisierungsschub der Rüstung auf der einen Seite, und natürlich dann auch auf der anderen Seite, denn dort argumentieren die Rüstungsindustriellen ja genau so.
Beweis? Man stelle sich eine Militärführung vor, die sich noch bis jetzt zum Ukrainekrieg gegen die Rüstung mit bewaffneten Drohnen gestellt hätte – sie wäre spätestens jetzt abgesetzt.
Zur zweiten Thesen von Eisenhower möchte ich jetzt nur kurz eingehen, und zwar anhand von Entwicklungen aus den letzten 40 Jahren.
In den USA und in Russland (und nach der immanenten Logik auch in China, Indien usw.) sind heute direkt und indirekt ganze Bevölkerungsgruppen im Militär, in der Rüstungsindustrie und – ganz neu und ganz wichtig und stark anwachsend – in der Forschung tätig. Bei der Forschung muss man noch unterscheiden zwischen der Grundlagenforschung und der angewandten Forschung. Grundlagenforschung ist so allgemeine angelegt, dass deren Ergebnisse in vielen Anwendungen benutzt werden; sie ist aber auch deswegen so wichtig, weil bei Rückständen in diesem Bereich keine Fortschritte bei einzelnen Rüstungsvorhaben erzielt werden können.
Beispiel: Ohne Grundlagenforschung bei Chips wird man auch die Bauteile für bestimmte Waffensysteme nicht herstellen können.
Durch diesen „Einbruch“ in die allgemeine Forschung, die die Grundlagenforschung ja ist, werden noch mehr Menschen von Rüstungsaufträgen abhängig.
Zu Eisenhowers dritter und vierter These, nämlich, dass der MIK viel Steuergeld bekomme und unheilvollen – und übrigens auch undemokratischen – Einfluss auf politische Entscheidungen nimmt, passt das folgende Beispiel für die Verwendung von ganz viel Steuergeld: das 100 000 000 000 Euro „Sonder-Vermögen“ von Kanzler Scholz.
Also unbedingt zu „Der MIK, Teil 2: Die 100 Milliarden in militärischer und ziviler Verwendung“ wechseln!!!
Autor dieses Artikels ist:
G. Jankowiak
Sodinger Str. 60
44623 Herne