Das Wort „Nachhaltigkeit“ ist ja meinem Gefühl nach ein relativ neues Wort, jedenfalls dem Gebrauch nach zu urteilen. Es wird wohl erst seit einigen Jahren häufiger gebraucht, weil jetzt doch viele Menschen merken, dass die Ressourcen end-lich sind und man deswegen sparsamer mit ihnen umgehen muss.
Zum Nomen der „Erinnerung“ würde z.B. das Adjektiv „sparsam“ nicht passen, da wäre „nachhaltig“ umfassender. Kurz, „nachhaltig“ drückt aus, dass etwas noch lange „(da)nach“ „halten“ soll.
Bei Gedanken ist für Nachhaltigkeit der Akt des Erinnerns nötig. Damit eine Gesellschaft sich erinnert, ist entweder ein
- gemeinsames (schlimmes) Erlebnis oder
- das Erinnern durch die Medien nötig.
Mir fallen jetzt spontan mehrere Dinge ein, an die uns die Medien eigentlich erinnern müssten, da ja das schlimme Erlebnis (noch) nicht eingetreten ist:
- Die Stichhaltigkeit des Werbeslogans, mit der der Kanzler seine Reaktion auf den 24. Februar bezeichnet hat. Ist „Zeitenwende“ das nach den Kriterien der Logik passende Wort?
- Höchst nachhaltig wäre es, wenn man immer bei Beklagen von Verlusten der Kriegsgegner daran erinnern würde, dass es letzten März, also März 2022, die Chance wohl gegeben hat den Krieg zu beenden. Ich meine die Initiative von Naftali Bennett, damals israelischer Premier. Dieser selbst meinte, dass seine Initiative von Leuten aus dem westlichen Bündnis untergraben wurde.
- (Das ganze Interview gibt’s auf
- https://www.youtube.com/watch?v=qK9tLDeWBzs&t=35s. Ein Video mit schriftlicher deutscher Übersetzung der wichtigen Passagegibts bei:
- https://www.youtube.com/watch?v=16QS-8YnSZg, dort ab der
- Der Abschnitt mit dem Ausschnitt aus dem Bennett-Interview ist ab der 11. Minute.
- Das „Weiterbohren“ der Journalisten beim „Jahrhundertskandal“(das ist jetzt mein Slogan) der Sprengung der BEIDEN Gaspipelines von Russland nach Deutschland. Wohlgemerkt: Da hat jemand die bereitliegende und die neu gebaute Energieversorgung von einem Staat zum anderen Staat mit Gewalt gekappt. Wenn das Schule machen sollte ….!!!
- Das umfassende Auswerten des „Zwischenfalls“ mit der ukrainischen Rakete, die als Irrläufer in Polen landete. Denn: So was hat das Potential zur Auslösung der finalen Krise in der jetzigen europäischen Konfrontation. Mit „umfassend Auswerten“ meine ich a) das Erinnern an die Art solch eines Auslösers; b) die Nachforschung, welche Mittel die Beteiligten nach dem Zwischenfall ergriffen haben, damit zukünftige Irrläufer nicht zu Missverständnissen – und damit zum finalen Auslöser – würden; c) das Weiterforschen, wer denn nun der Schuldige ist; d) die Erinnerung an frühere „Auslöser“ von Krisen, als da wären: die Cuba-Krise mit dem Eingreifen von Wassilij Alexandrowitsch Archipow auf dessen U-Boot und die 1983-Krise mit dem Eingreifen von Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow in dessen Lagezentrum.
- Das Aufzählen der direkten und indirekten Warnungen aus Moskau (besonders Putin und Medwedjew) vor einem Einsatz von Atomwaffen. Dies sollte deswegen erinnert werden, weil ja die historische Erfahrung/ das Erinnern/ die Nachhaltigkeit uns daran erinnern sollte, dass eine Führung, die öfter eine „entschiedene Reaktion“ androht und diese dann doch nicht ausführt, immer stärker unter den Verdacht gerät, diese „entschiedene Reaktion“ ja sowieso nicht auszulösen. Und damit setzt sich diese Führung vor den eigenen Leuten und der internationalen Bühne unter Druck endlich mal zu beweisen, dass sie es auch „ernst meinen „kann – denn sonst verlieren ihre Androhungen ja an Glaubwürdigkeit. Das historische Beispiel ist Wilhelm II. mit seinen Großsprechereien seit Thronbesteigung 1888 bis dann zur „entschiedenen Reaktion“ 1914. — All diese Ausdrücke in Gänsefüßchen habe ich deswegen eingefügt, weil sie Teile des gewohnten Vokabulars der Kriegslogik sind. Wie wären wohl die logischen Pendante einer „Friedenslogik“???
- Es fehlt die immerwährende Nachfrage seitens der Medien bei jedem neuen Eskalationsschritt von NATO oder Russland, wie denn die Planungen bei beiden Führungen aussehen, wenn das „Krisenmanagement“ mal fehlschlagen sollte. Was ist, wenn „worst case“ eintritt?
- Und von diesem letzten Punkt abgeleitet: Welche effektiven Maßnahmen des Zivilschutzes hat die Bundesregierung seit 2014 eingeleitet? Mit „effektiv“ meine ich nicht die Erhöhung des Haushaltes des entsprechenden Zivilschutzamtes … . Und natürlich hege ich nicht die Illusion, dass es bei worst case noch etwas zu schützen gabe – ich will nur wissen, ob die REgierung überhaupt an Schutz für die Bevölkerung interessiert ist, oder ob man sich Wunschdenken hingibt.
- Und hiervon abgeleitet: in der alten Bundesrepublik gab es ja in der Nähe der alten Hauptstadt REGIERUNGSBUNKER. Nun: gibt es für diese jetzige Führung nahe Berlin auch so etwas? Oder fängt man jetzt an so etwas zu bauen? Oder gibt es einen „NATO-Bunker“ (etwa auf den Shetland-Inseln oder in Massachusetts), wohin sich all diese Regierungen ab einer bestimmten Stufe des fehlgeschlagenen „Krisenmanagements“ versuchen hinzuflüchten???? (Nein, ich möchte NICHT mit)
P.S. Heute (Donnerstag, 20.4.) meldete „heute-Journal“, dass NATO-Stoltenberg die Ukraine schon für Sommer zum NATO-Gipfel hinzugeladen hat. Von hier aus wird dort vermutet, dass das Tempo zum Beitritt oder zu Formen des Teilbeitrittes beschleunigt werden soll. Der russische Präsdentensprecher kommentierte dies mit Worten, die mich stark an die Definition von Atomwaffeneinsatz in der russischen Militärdoktrin erinnerten (siehe auch Punkt 5 von oben – es ist, als ob der Stoltenberg mir zuhört …)