Ihre Rolle im: „Kampf der verbundenen Waffen“
Die Meldungen überschlagen sich:
WAZ 26.4:
- USA gehen von SIEG der Ukraine aus
- WAZ listet einige der Waffen liefernden NATO-Länder auf (ich hab‘ mir den Artikel fotografiert)
Handelsblatt bestätigt: Krauss-Maffei-Wegmann will als Firma 100 der o.g. „Panzerhaubitze 2000“ liefern. Mit dieser „Bereitschaft“ Profit zu machen setzt die Firma die Bundesregierung natürlich unter Druck. Der Aktienkurs steht im Internet!!!
Fernsehen:
- Bundesregierung liefert „Gepard“.
- Agnieszka Brugger (Grüne) im Interview in „Welt“ auf NTV: Man darf sich von den (auch atomaren!!!!) Drohungen aus Moskau nicht von der Lieferung schwerer Waffen abhalten lassen. Frage: Wovor sollen Atomwaffen denn abschrecken, wenn sie nicht abschrecken dürfen??? Logik von Frau Brugger??
Vor einer Woche ca. schon: Polen liefert 100 T 72 Kampfpanzer (wohl im „Ringtausch“)
Meine Einschätzung der Gesamt-Entwicklung:
Schon vor ca. 1 Monat hatte ich für Freunde und später hier den Zusammenhang von Defensiv- und Offensiv-Waffen erklärt – ich meine, schön einfach erklärt. Quintessenz damals war: bei einigen Waffen hängt deren Charakter stark vom Zusammenhang ihrer Verwendung mit anderen Waffen ab.
Beispiel: „Panzerhaubitze“
Eine Panzerhaubitze ist ein überschweres mobiles Geschütz; im o.g. WAZ Artikel werden als Lieferanten von solchen Dingern an Ukraine genannt: USA 90 Stück, Frankreich (keine Angabe im WAZ-Artikel), Estland (9 Stück), Niederlande (keine Angabe); Kanada „Artilleriegeschütze“ (Tautologie!!!) vom Typ M 777. Die von USA, Frankreich, und die zu liefernde aus Deutschland haben Kaliber 155 mm!!! Super-schwer. Ich wette, dass die aus Kanada und Niederlanden auch dieses Kaliber haben.
Allein schon die von USA, Estland und die aus Deutschland wären 200 Ungeheuer dieses Typs.
Wie viel ist das militärisch???
Ein Panzerartilleriebataillon ist der Verband, der in einer Panzerbrigade für die weitreichende Artillerieverwendung zuständig ist. Lt. Wikipedia besteht ein solches Bataillon aus 24 Geschützen. Also:
1 Brigade = dazu gehörig 1 Panzerartilleriebataillon
(Eine Brigade ist die heute häufigste Form einer selbstständigen Kampfeinheit, zwischen 3500-5000 Mann.)
Ergo:
Allein mit den 200 Ungeheuern aus USA, Estland und Deutschland wären bestimmt 9 Brigaden ausrüstbar. In Wirklichkeit muss man natürlich davon ausgehen, dass Frankreich und Kanada und Niederlande bestimmt zusammen noch mal 100 Ungeheuer liefern, wodurch wir dann bei 13 Brigaden wären!!!
Mit solch einer gut ausgerüsteten Streitmacht von mindestens 50 000 Mann (zusätzlich zur Schaffung neuer ukrainischer Verbände bzw. zur qualitativ exponentiellen Steigerung der Kampfkraft alter Verbände) macht es Sinn, was die WAZ da meldet:
„USA glauben an Sieg der Ukraine gegen Russland“
Gepard (der geht schnell)
Das ist ein Flugabwehrpanzer, der – lt. NTV – selbsttätig Flugobjekte bis zur Drohne (!) ausmacht und mit Zwillings-Geschütz bekämpft. Er ist ein rein deutsches Erzeugnis.
Eigentlich ja gut, oder? Ist doch defensiv …
Leider falsch, im Kontext der Überschrift nämlich werden die Geparden, die ja genau so beweglich sind wie die Leoparden und Marder und Panzerhaubitzen, zu deren Begleitung eingesetzt. So können diese Offensivwaffen (also Leos mit Marder und Panzerhaubitzen) mit weniger Risiko von Gegenangriffen aus der Luft zum Angriff antreten.
Gerade auch Massierungen von Panzerhaubitzen MÜSSEN diese Art von Schutz gegen Luftangriffe haben, da sie massiert ein gutes Ziel darstellen.
Noch mal zum richtigen Verstehen:
Die Flugabwehr-Waffen der Ukraine aus der ersten (schon erfolgreichen) Phase waren zumeist die tragbaren (also nicht sehr mobilen und ungepanzerten) Stinger und Javelins.
Diese haben defensiv alles erfüllt, was man sich wünschen kann: die russische Armee kam nicht vorwärts.
Die Geparden sind dagegen gepanzert und mobil – die Super-Begleitwaffe für die anderen schweren Waffen, die dann feindliche Verbände „zerschlagen“ und Land in Besitz nehmen können.

FAZIT:
Und jetzt wollen wir doch mal im Sinne von Generaloberst Beck, den ich schon öfter zitiert habe, die Sache zu Ende denken:
Die Führungsriege in Moskau weiß all dies natürlich noch genauer als ich in meinem Ein-Mann-Kampfstand hier. Sie würde militärisch und politisch Selbstmord begehen, wenn sie es hinnähme, dass ihre konventionellen Streitkräfte in der Ukraine entscheidend geschwächt („abgenutzt“) würden oder sogar die 2014 und 2022 eroberten Gebiete verlöre.
Sie weiß auch, dass US Militärminister lt. WAZ (27.4.) „eine massive und langfristige Eindämmungsstrategie Russlands“ plant. Dies wäre eine Degradierung eines Landes, das noch vor 30 Jahren Weltmacht war. Es wäre sogar noch weitergehend als die Feststellung Obamas, Russland sei nur noch eine „Regionalmacht“ – etwas, das Putin sehr gereizt haben soll.
Glaubt jemand im Ernst, dass Russlands Führung ohne massive konventionelle und auch atomare Schläge gegen die Nachschublinien für die besprochenen Waffenlieferungen ———— einfach so kapitulieren wird?
Friedensführung:
Welchen Einfluss hat die gerade zitierte Ankündigung des US-Militärministers auf Russlands eventuelle Kompromissbereitschaft, falls es doch noch mal Waffenstillstand und Friedensverhandlungen geben sollte? KÖNNTE Russland dann überhaupt die Küste und/oder die Krim (oder Teile davon) an Ukraine zurückgeben???? Und andersherum die gleiche Frage: könnte Ukraine auf etwas davon verzichten, wenn es zum Stellvertreter und Polizisten der USA ausgebaut würde??? Da braucht man solch eine Küste und deren Häfen.
Der Weg zu einer längerfristigen Entspannung dieser zwei so eng verwandten Nationen wäre auch für spätere Generationen (nach dem natürlichen Ableben der jetzigen Führungen) verbaut – siehe Elsaß-Lothringen zwischen 1870 und 1945.
Wunschdenken
Der Wunsch Russland in der Ukraine niederzuringen bis zu dem Grade, dass es aufhört seine Interessen mit Stärke verfolgen zu können, ist „Wunschdenken“. Und zu solcher Sorte Wunschdenken hatte ich schon letztes Mal den Generaloberst Beck zitiert:
„Die Erfassung und Behandlung militärischer Fragen in ihren Zusammenhängen bis zum Urgrund in systematischer Denkarbeit, die Schritt um Schritt […] will sorgsam erlernt und geübt sein. Nichts wäre gefährlicher als sprunghaften, nicht zu Ende gedachten Eingebungen, mögen sie sich noch so klug oder genial ausnehmen, nachzugeben oder auf Wunschgedanken, mögen sie noch so heiß gehegt werden, aufzubauen. Wir brauchen Offiziere, die den Weg logischer Schlussfolgerungen in geistiger Selbstzucht systematisch bis zu Ende gehen, deren Charakter und Nerven stark genug sind, das zu tun, was der Verstand diktiert.“ (Hervorhebungen von mir)