Zu Haus im Schrank bei mir, da steht ein alter Bratentopf
er ist aus einem ganz besond’ren Stahl.
Ich sehe ihn, wie er so sitzt auf ’nem Soldatenkopf1,
ein Stahlhelm hat genau das gleiche Mat’rial.
Da brennt kein Braten an und nehm‘ ich noch so wenig Fett,
auch jede Art von Soße mir darin gelingt.
Des Sonntags, wenn ich meinen Braten eß‘, da fällt mir ein:
’ne Friedensproduktion ist doch ein feines Ding.
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Vierhunderttausend Forscher in der Welt erforschen Tag und Nacht:
‚Wie schaffe ich das Leben weg ganz ohne Grab‘.
Von alledem, was sie an Rüstung jetzt hervor gebracht,
fiel immerhin ein Hundertstel noch für Ziviles ab.
Wenn all‘ ihr Forschen nur noch für den Frieden wär‘,
verhungern brauchte nicht so mancher arme Tropf!
Jedoch so frißt sein Essen weg das Militär,
ihm fehlt der Braten und – wohl auch der Topf.
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Was in Granaten steckt, das kann man auch in and’rer Form,
als Dünger auf die ausgelaugten Felder streu’n:
Titan, Kobalt, Mangan im Werkzeug – Mensch, das ist enorm,
das würde manchen Arbeiter erfreu’n.
Wir hätten alle eine sehr viel kürz’re Arbeitszeit,
das Loch im Haushalt der Regierung wär‘ gestopft.
Doch wenn da jeder für die Rüstung nur noch „Sparen!“ schreit,
dann fehlt uns allen bald das Fleisch im Bratentopf.
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Drum setzen wir jetzt alles dran, daß bald in Wirklichkeit
in aller Welt die Rüstung endlich weg.
Wir müssen jeden Tag was tun, es bleibt uns keine Zeit,
wenn wir erst Asche2 sind, dann hat es keinen Zweck.
Wir tragen den Frieden in jedes Haus,
wir schlagen keinen Menschen vor den Kopf:
Wenn unser Traum wird wahr, da geb‘ ich einen aus,
’nen Friedenspreis kriegt dann der alte Bratentopf.
Wenn unser Traum wird wahr, dann geb‘ ich einen aus,
und ich mach‘ Friedensgulasch in dem Bratentopf.
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Kühn schrieb dies im Oktober 1981. Er selbst bemerkte 2024 zur Abfassung: „Den Text schrieb ich nach dem Vortrag von Klaus-Peter Hennig in etwa einer Stunde nach dessen Vortrag. Die Melodie dazu: blues/rock.“
(Der Text bleibt in dieser Form Eigentum des Verfassers, Karl J. Kühn. Die Herausgabe des Originals mit den Anmerkungen besorgte G. Jankowiak. Die Veröffentlichung in diesem Blog geschieht mit Erlaubnis Karl J. Kühns.)
1Tatsächlich wurden ja nach den Weltkriege große Mengen dieser Stahlhelme zu Kochtöpfen um-geschmiedet. Für beides kann man nämlich die gleichen Maschinen benutzen, so Karl Kühn heute. Da fällt mir (G.J.) das Motto ein, das besonders die DDR-Friedensbewegung hatte: „Schwerter zu Pflugscharen!“.
2Kühn spielt hier darauf an, dass alle Menschen im Zentrum einer Atomexplosion „verdampft“ werden und diejenigen etwas außerhalb des Zentrums sehr gründlich „verbrennen“ – zu Asche eben.