(2-6-24)
Ich surfe gestern so harmlos auf Youtube, da schaut mich plötzlich der Bundes-Militärminister an. Titel des Videos: „Darüber spricht man nicht öffentlich.“ Mit diesem inhaltsschweren Satz überschreibt youtube/“heute“ ein Interview des Genannten mit dem Reporter Siewers vom „heute-Journal“ am 30.6. (https://www.youtube.com/watch?v=An-xNXzR30I).
Wichtige Stellen nach meiner Ansicht sind:
Ab Zeitpunkt 0.50 sagt Pistorius: „Das sind Details, über die man nicht öffentlich spricht. … keine Themen, die man öffentlich diskutiert.“
Also:
Der Bundes-Militärminister meint, dass es nicht nur „Details“, sondern auch „Themen“ gibt, die im Geheimen entschieden werden. Aktuell ist dies dann wohl der Einsatz von Waffen aus deutscher Produktion zum Einsatz gegen russisches Gebiet; bald wird es, wenn denn die USA vorangegangen sein werden, auch der „Taurus“ sein. Die „Roten Linien“ purzeln immer schneller! Und weiter brav im Gefolge der USA …
Ich kann dem Minister nur zustimmen: Wohin kämen wir, wenn das „Volk“ mit darüber abstimmen dürfte, was im Namen dieses Volkes einem anderen Volk angetan wird?
Das Problem hat schon vor fast 150 Jahren der Reichskanzler v.Bismarck unübertrefflich beschrieben:
„Dass die Fixierung der Präsenzstärke (der Armee, G.J.) von der jedesmaligen Konstellation und Stimmung des Reichstags abhängen sollte, das ist eine absolute Unmöglichkeit. (…) Der Versuc , der mit diesen Anträgen gemacht worden ist, den Stand des Heeres von den wechselnden Majoritäten und den Beschlüssen des Parlaments abhängig zu machen, also – mit anderen Worten – aus dem Kaiserlichen Heer (…) ein Parlamentsheer zu machen (…), wird nicht gelingen. (…) Dieses Streben, wenn Sie es haben, liegt ganz außerhalb aller Möglichkeit, und die Tatsache, (…) dass es bei uns Leute gibt, die danach streben, die das für möglich halten, verpflichtet uns allein schon, über diese Frage an das Volk, an die Wähler zu appellieren.“
Ja, ich gebe zu: v.Bismarck redet ja gegen parlamentarische Einflüsse, während wir ja heute eine Armee haben, die ein „Parlamentsheer“ genannt wird.
Die Ähnlichkeit zwischen v.Bismarck damals und Pistorius heute liegt darin, dass beide eine Regierungsgewalt wollen, die Entscheidungen treffen kann ohne (demokratische) Mitsprache.
Eine Regierungsgewalt, die Beschlüsse über die wichtigsten Schicksalsfragen der Nation im Geheimen treffen darf!!!!
Dazu kommt noch das Ziel dieser Geheimhaltung:
Pistorius verlangt Geheimhaltung bei dem Einsatz deutscher Waffen gegen ein Land, das vor 83 Jahren von einer deutschen Armee überfallen wurde. Namen wie Leningrad, Kursk oder Stalingrad sollten doch auch ihm etwas sagen. Eingesetzt werden sollen diese Waffen mit einem auch nicht klar genannten Ziel: „Sieg“ der Ukraine? Also „Niederlage“ für Russland? Für Putin und Co??? Oder für deren Volk? NATO also in Zukunft kurz vor Leningrad= Petersburg und Stalingrad=Wolgograd?
Und wenn die jetzige Führung in Moskau es ablehnt, so nach Pistorius Wünschen zu verlieren und vor Gericht zu kommen, was, wenn sie mit größerer Gewalt zurückschlägt? Wer wird dann die Früchte der Geheimhaltung des Militärministers abbekommen?
Die Fragen von Krieg und Frieden sind die ersten und letzten Schicksalsfragen jedes Volkes. Und dieses Volk darf die Maßnahmen der Regierung nicht wissen, soll aber die Konsequenzen tragen??? Das soll Demokratie sein?
Das ist weder ein Bundes-Verteidigungsminister noch ein Bundes-Militärminister, das ist ein Bundes-Kriegsminister.
Übrigens hießen die entsprechenden Minister zur Zeit von Bismarck auch noch so!
Schließlich die Mimik des Pistorius!!! Da schaut einen ein Trotz und eine Unnachgiebigkeit an – letztens hatte ich solch eine Mimik immer bei Ludendorff gesehen. Nun, im Interview selbst gibt sich der moderne Ludendorff natürlich etwas milder, demokratisch gewaschen eben – das hatte der Original-Ludendorff ja noch nicht nötig. Aber nur „gewaschen“ eben, die „demokratische“ Haltung.
P.S. Wer den alten Bismarck von da oben im Text im Original lesen will:
Verhandlungen des Reichstags , VI. Legislaturperiode, IV Session, 1886/87, Bd. 1, S. 335ff.
Autor dieses Artikels ist:
G. Jankowiak
Sodinger Str. 60
44623 Herne