Ja, ich habe nach einer fesselnden Überschrift gesucht, und wollte nicht wiederholen, was ich einmal hier mit „Die Eskalation eskalieren“ überschrieben hatte.
So ist diese Überschrift mit der Übertragung aus dem Pferdesport und der Inflationsbeschreibung zustande gekommen.
Inhaltlich geht es mir darum festzuhalten, was in einer relativ kurzen Zeit – seit meinem Artikel über die „Nachhaltigkeit“ vom 17.4. – schon wieder geschehen ist.
Der Vollständigkeit halber trage ich hier etwas nach, was in „Nachhaltigkeit“ nicht aufgeführt wurde: am 25. 3. kündigte Präsident Putin an, Iskander-Raketen und Flugzeuge in Bjelarus zu stationieren. Dies war ihm wohl von seinem Kollegen Lukaschenko erlaubt worden, womit Lukaschenko ja einen weiteren Teil der Souveränität Bjelarus‘ aufgab. Diese Stationierung russischer Waffen in einem möglichen „Frontbogen“ Bjelarus ist Antwort und Vorwegnahme der Stationierung oder Weitergabe von operativen NATO-Waffen beidseits des Frontbogens, also in den baltischen Staaten und der Ukraine.
So, jetzt aber zu den echten Neuigkeiten!
a) Laut der Berliner Zeitung läuft seit April bis wohl Mitte Juni das größte Manöver der NATO seit 1949: Defender 23
b) 25.4.23 GB liefert uran-gehärtete Munition
c) 21.04.2023, 11.35 Uhr: Nato-Generalsekretär Stoltenberg »Alle Nato-Mitglieder haben einem Beitritt der Ukraine zugestimmt«
Die Ukraine soll der Nato beitreten – das hat Generalsekretär Jens
Stoltenberg mehrfach bekräftigt. Beim nächsten Gipfeltreffen in Litauen
ist Wolodymyr Selenskyj als Gast eingeladen – und er hat zugesagt.
d) 26/04/2023 – Chinas Friedensplan für die Ukraine? Selenskyj telefoniert mit Xi – erstmals seit Kriegsbeginn
Erstmals seit Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat
Präsident Wolodymyr Selenskyj mit seinem chinesischen Amtskollegen Xi
Jinping telefoniert.
Er habe ein „langes und bedeutsames Gespräch mit Präsident Xi Jinping“
gehabt, teilte Selenskyj auf Twitter mit. Er hoffe, dass dieser
Kontakt den bilateralen Beziehungen einen, so wörtlich, „starken
Impuls“ verleihen werde.
In dem Gespräch am Mittwoch kündigte Chinas Präsident an, einen
Sonderbeauftragten nach Kiew und in andere Länder schicken zu wollen,
um sich mit allen Parteien über eine politische Lösung auszutauschen.
Wie chinesische Staatsmedien berichteten, warnte Xi Jinping in dem
Telefonat auch eindringlich vor einer atomaren Eskalation des
Konflikts und mahnte alle Parteien zur Besonnenheit.
„Es gibt keine Gewinner in einem Atomkrieg“, sagte Xi Jinping. Im
Umgang mit der Atomfrage sollten sich alle Beteiligten ruhig verhalten
und Zurückhaltung zeigen, sich auf ihre Zukunft und ihr Schicksal und
das der ganzen Menschheit konzentrieren und gemeinsam mit der Krise
umgehen.
Rationales Denken nehme bei allen Parteien zu, deswegen sollte die
Gelegenheit ergriffen werden, um günstige Bedingungen für eine
politische Lösung der Krise zu schaffen.“ Soweit der Text von Euronews.
Ich hoffe, dass die für diplomatische Gepflogenheiten sehr eindringliche Warnung des chinesischen Präsidenten allgemein ernst genommen wird. Ich vermute, dass bei den verstärkten Intitiativen der Schwellenländer die Angst vor den globalen Folgen eines Atomkrieges eine starke Rolle spielt. Denn was könnte sie sonst – unter den Voraussetzungen einer Machtpolitik – dazu bewegen, wo sich doch Europa (die alte Welt-Beherrschungs-Macht) gerade selbst zerlegt, was den Schwellenländern wieder nützt.
e) Zunehmende Anzahl von Attentaten in RU
f) Drohnen auf Kreml
g) Erneute Forderung nach NATO-Beitritt Ukraine (u.a. Röttgen), un das JETZT, Anfang Mai,also kurz vor den Feiern zum Kriegsende 1945!!!!
h) Unruhe im RU-Streitkräfte: Kritik von Wagner etc.
i) Angebot der Lieferung von F16 Kampfflugzeugen durch den niederländischen Premier letzten Freitag (als Selenskyj in NL war)
j) IAEA angespannte Lage in Saporischschja (Meldung gestern 7.5.)
k) Selenskyj-Affront vom 8.5: Russland müsse genau so bestraft werden wie Nazi-Deutschland 1945.
Man male sich das konkret einmal aus, und argumentiere auch nicht, der Präsident habe das nicht mit denjenigen Einzelheiten gemeint, die ich jetzt aus der Geschichte des Kriegsendes 1945 für eine Niederlage Russlands heute ableite. Denn: Ein Präsident mit seinen zahlreichen Beratern muss an einem so sensiblen Tag wie dem 8.Mai natürlich genauestens bedenken, welche Assoziationen er weckt!
Also, wenn RU so bestraft sein sollte wie Nazi-Deutschland, dann:
- müsste Moskau von ukrainischen Truppen besetzt werden (das muss man sich rein entfernungsmäßig mal vorstellen);
- die russische Regierung müsste kapitulieren und würde gefangen genommen;
- Präsident Putin würde vielleicht nach Den Haag überstellt, vorher aber bestimmt in Fesseln über den Roten Platz geführt (also das, wovor Hitler Angst hatte und sich deswegen umbrachte);
- die Fahnen der russischen Armee müssten vor Selenskyj auf dem Roten Platz in den Staub geworfen werden;
- die Ukraine würde Atommacht, denn sie hätte ja jetzt nach der russischen Kapitulation den Befehl über die ehemals russischen Atomwaffen;
- es gäbe – analog zu Nürnberg – Kriegsverbrecherprozesse und Hinrichtungen;
- Russland müsste in mindestens zwei, eher vier, Zonen aufgeteilt werden;
- die russische Gesellschaft müsste mit Hilfe der „4 D“s gesäubert werden: Demilitarisierung, Dezentralisierung, Denazifizierung, Demokratisierung. Gut, Denazifizierung ist ja das, was Putin kurz vor Beginn des Einmarsches der Ukraine verordnet hatte; vielleicht würde Kiew diese Operation jetzt De-Sowjetisierung nennen, da ja Putin unter dem KGB der SU groß geworden ist.
Gut, ich höre auf!
Nein, nach meiner Abfassung dieses Kataloges kam noch die Nachricht, dass Großbritannien – also wieder GB!!!, dieser Flugzeugträger der USA – jetzt auch die sogenannten „Marschflugkörper“ an die Ukraine liefert. Lt. ZDF gestern (13.5.) meldet Radio Moskau, dass schon einer dieser Waffen gegen ein Ziel auf der Krim eingesetzt worden sei.
Und dann waren gestern noch alle Mainstream-Medien voll davon, dass der ukrainische Präsident (und das ukrainische Volk) den Karlspreis bekommen solle, ja, dass er womöglich sogar höchstselbst denselbigen in Empfang nehmen wolle. Ich meine, wie auch schon bei anderen Gelegenheiten, dass dies erneut zeigt, wie wenig historische Bildung die heutige Politikerschicht hat.
Ich meine etwa folgendes: Wie kann man mitten in einem Krieg und vor einer vielleicht entscheidenden Phase des Krieges jemanden ehren, der sein Werk noch gar nicht zu einem Ende gebracht hat, das beurteilbar wäre. Also Belohnung ohne sichtbaren „Erfolg“. Die Leute des 20. Juli 1944 hielten es zum Beispiel für eine Art Bestechung, als Hitler mehreren seiner Feldmarschälle mitten im Krieg hohe Geldgeschenke usw. machte. Sie meinten, dass dies jeder preußischen Tradition widerspräche: dort seien Heerführer erst nach Beendigung des Krieges be-lohn-t worden.
Von diesem Standpunkt aus möchte ich meinen, dass man Selenskyj nicht vor dem Ende des „Abenteuers“ mit einem Europa-Preis (!!!) ehren sollte, denn vor dem Ende des Abenteuers weiß ja niemand, ob Europa und/oder die Ukraine das Abenteuer überleben wird. (Ich berücksichtige übrigens, dass es sich beim zitierten historischen Beispiel 20. Juli um Geldzuwendungen handelte, und dass solche heute beim Karlspreis keine Rolle spielen.)
Wir haben hier oben einen Selenskyj zitiert, der eskalierend tätig ist, also eventuell das Schicksal Europas negativ gestalten wird.
Fazit für die Friedens-Führung, gerade angesichts des Szenarios hier oben:
Sorgen Sie dafür, dass es zu keinem Sieg keiner Seite kommt, denn jeder „Sieg“ hätte fürchterliche Folgen.
Denken Sie an General Graf Baudissins „Nie wieder Sieg!“
Autor dieses Artikels ist:
G. Jankowiak
Sodinger Str. 60
44623 Herne